COOLumne #002
Die besten Netfits für die Zeit nach der Quarantäne
Text: Yannick Niang & Sebastian Nicu
Die Ausgangssperren werden überall gelockert und wir trauen uns langsam wieder unter die Leute. Aber was soll man da anziehen? Die Quarantäne-Zeit war Streaming-Zeit. Viele von uns versumpften tagelang vor dem Laptop oder Fernseher und schauten sich alle Filme und Serien an, die je produziert wurden. Wie soll man da noch Zeit finden, sich mit Streetwear zu befassen? Als man nicht rausgehen durfte, ging die Priorität schöner Klamotten bei vielen gegen Null. Uns fällt allerdings auch im Fernsehen auf, wenn ein Charakter sich besser kleidet, als ein anderer. Deshalb präsentieren wir mit Stolz: Die besten Filme und Serien für deine Outfit-Inspiration.
Yannick: »The Wolf of Wall Street«

»The Wolf of Wall Street« erzählt die Geschichte von Jordan Belford, einem amerikanischen Broker, der sich in den 1980ern mit (bestenfalls semi-legalen) Aktien-Machenschaften im wahrsten Sinne des Wortes dumm und dusselig verdient hat. Massig Vermögen bedeutet in der Hollywood-Regel auch massig Kostüme, aber wir interessieren uns natürlich weder für die teuren Anzüge, noch das Freizeit-Outfit für den entspannten Yacht-Trip, nein! Wir interessieren uns nur für die eine Szene in der JB koksweiße Nike Cortez zu grauen Sweatpants trägt und unbekümmert mit einem schlichten T-Shirt und einem légèren Jeans-Hemd kombiniert. Meiner Meinung nach ist das der astreine Comfy-Drip, also perfekt um sich mit antiken Drogen die Birne wegzuballern bis man in einer Clubhaus-Lobby hilflos auf dem Rücken kauert und sich selbst ansabbert. Klingt fast ein bisschen wie Quarantäne in Berlin oder wahlweise im Frankfurter Bankenviertel.
Sebi: »Ferris macht blau«

Eigentlich ist »Ferris macht blau« ein typischer 1980er-Jahre Coming-of-Age-Film. Nur eben mit mehr Style. Auf der einen Seite haben wir Ferris, der rotzfrech seine Leoparden-Weste mit Anzughose und Lederjacke so gut kombiniert, dass Nike SB dem Outfit 2008 einen eigenen Dunk High widmete. Nicht weniger fresh ist sein bester Freund Cameron unterwegs, auch wenn er persönlich ein ziemlicher Dulli ist. Sein Detroit Red Wings Jersey mit beigen Chinos, weißen Tennissocken und Lederschuhen lassen trotzdem über seinen Charakter hinwegsehen.
Yannick: »Sex and the City«

Meine zweite Wahl fällt in dieser langwierigen Corona-Zeit auf eine ganz, ganz besondere Serie. Und zwar »Sex and the City«. Ich möchte mich jetzt nicht in Rechtfertigungen verstricken, warum ich die Charaktere um Carrie Bradshaw, deren Beziehungen und das New York in »Sex and the City« ungefähr so gut kenne, wie meine sprichwörtliche Westentasche. Stattdessen empfehle ich euch einfach mal eine Folge reinzuziehen, bevor ihr euch oder uns fragt was das denn bitte mit Streetwear zu tun haben soll. Niemand, ich wiederhole: NIEMAND hat so viel Drip wie Samantha Jones (im Bild links). Das, was ihr heute als Vintage-Pieces auf den (Online-) Flohmärkten dieser Welt jagt, hat sie sich schon in den f*ckin’ Neunzigern auf exquisiten und edlen Auktionen ersteigert. Also zur Seite mit deiner Fugazi-Dior Tasche (Grüße an Kylie Jenner und @diln_) und gönn’ dir »Sex and the City«!
Sebi: »Sopranos«

Mit der Geschichte über Mob-Boss Tony Soprano und seinen zwei Familien ist HBO Ende der 1990er Jahre ein wahres Meisterwerk gelungen. Modische Highlights gibt es sowohl bei seinen Kindern, als auch bei der Crime Family, die er aus seinem Stripclub in New Jersey aus regiert. Passend zur dargestellten Ära läuft sein Sohn Anthony Jr. in Band- und Wrestling-Shirts rum, bei denen Vintage-Sammlern regelmäßig die Kinnlade runterklappt. Doch besonders die Outfits der Mafiosi haben es mir angetan. Mal abgesehen von den maßgeschneiderten Anzügen gibt es in den sechs Staffeln eine Auswahl an Velours-Tracksuits, Lederjacken und Kurzarmhemden, die sich gewaschen hat. Für den Mode-Connoisseur in mir bietet das Drama genug Inspiration für alle vier Jahreszeiten, doch sogar Brands wie Stussy und Supreme haben sich bei ihren Kollektionen oftmals am Style der Charaktere bedient.
Yannick: »Fresh Prince of Bel Air«

Eine COOLumne über Styles in Serien und Filmen und der »Fresh Prince of Bel Air« taucht auf. Was ‘ne Überraschung. Abgesehen davon, dass Complex schon vor sieben Jahren den Outfits aus der Serie einen ausgiebigen Artikel gewidmet hat, muss es auch in diesem Jahrzehnt noch einmal festgehalten werden: Will Smith ist der unangefochtene König der Streetwear in Film und Fernsehen, auch nach all dieser Zeit. Mir fällt ad hoc (was für ein geiles Wort) niemand ein, der so variabel und doch so stilsicher ist, wie Willy aus Philly. Niemand rockt den Flattop wie er, keiner besteht den Mustermix-Mittwoch so unverschämt lässig wie er. Auch auf die Gefahr hin, dass das hier zu Kontroversen in der Redaktion kommt: Nennt mir einen Charakter aus den letzten 20 Jahren, der so wenig Kleidungs- und Farb-F*cks gegeben hat wie Will Smith (natürlich der Fiktive! Was Swag-technisch bei »Hitch der Datedoktor« passiert, wird an dieser Stelle einfach verdrängt).
Sebi: »Friends«

Für Fans von Nike, Starter und Ralph Lauren ist »Friends« ein Muss auf der Watchlist. Der typische Style, der New York in den 1990er Jahren prägte, ist hier allgegenwärtig. Weite Chinos, Polo Sport und ikonische Nike-Silhouetten, so weit das Auge reicht. Kein Wunder, denn Rachel Green malocht erst im Verkauf bei Bloomingdales, bevor sie später direkt für Ralph Lauren arbeiten darf, der sogar ein Cameo in einer Folge hat. In einer Folge kam mir sogar ein Outfit unter, das ich selbst fast genauso kurze Zeit vorher getragen hatte: Ross Gellers gelb-blaues Rugby-Shirt in Kombination mit dem Nike Air Max 98 Tour Yellow war seiner Zeit voraus.
Mit dieser kleinen aber feinen Liste werden wir euch nun guten Gewissens zurück in die Quasi-Quarantäne (bzw. auch schon so langsam in die blühende Natur da draußen) entlassen. Wer sich da nämlich beim Streaming-Anbieter seines Vertrauens durcharbeitet, hat garantiert genug Outfit-Inspirationen für den kommenden Sommer, Herbst – ach das ganze restliche Jahr – in Petto! Dafür stehen wir mit unseren Namen.
Bussi Bussi, Sebi & Yannick
Visuals: V.Raeter