Paraboot – Mother Nature’s Premium Side
Text: Tommy Corlito
Um die Sache richtig anzugehen, bitten wir Euch, HHV ins späte neunzehnten Jahrhundert in Izeaux zu begleiten, wo wir die vergessene Vergangenheit, der aus den Alpen stammenden, Schuhmarke Paraboot erkunden. Paraboot wurde mit dem Ziel gegründet, die Alltagskleidung für diejenigen zu verbessern, die von Mutter Naturs Schokoladenseite nicht genug bekommen konnten – stilisierte Entdecker inmitten der Beton Landschaften von Großstädten.
Wir schreiben das Jahr 1878 und sitzen neben Rémy-Alexis Richard, der sich in einer kleinen Schuhfabrik in den Alpen an den Zuschnitt von Lederplatten macht. Als er feststellte, dass die Kunden in der Stadt mehr verdienen als seine Vorgesetzten, nam Rémy Paris ins Visier und gab sich als “Fabrikagent” aus, während er seine eigenen Skizzen vorstellte.
Wie bei allen großen Heldengeschichten kam irgendwann der Erfolg – Rémys Plan ging auf! Bald gingen seine ersten Entwürfe in Produktion.
Ein Erfolg folgte dem nächsten, und 1908 begann er, Mitarbeiter einzustellen, um der Nachfrage gerecht zu werden.
Zwei Jahre später lernte Rémy über einen dieser vielen Agenten eine gewisse Juliette Pontvert kennen und die beiden heiraten. Wie es der Zufall wollte, stammte sie aus einer wohlhabenden Familie in Grand-Ouest, Sarthe. Juliette unterstützte Rémys wachsende Projekte mit einer Mitgift und legte damit den Grundstein für die Entwicklung einer Kollektion hochwertiger Schuhe mit dem Slogan “Chaussures Extra”, die während des Krieges immer beliebter wurden. Auch nach den Kriegsjahren stieg deren Beliebtheit weiter an.
Von einem neuen Lagerhaus in der Nähe des Marktes von Les Halles aus konnte Rémy die Kaufhäuser, die kleinen Boutiquen und diejenigen, die sich der Qualität seiner Schuhe bewusst waren, ins Visier nehmen.
Schon bald kaufte er Fabrik Nummer eins in Izeaux und nur zwei Jahre später ließ er die Marke “Galibier” eingetragen.
Rémys Fortschritts Drang führt ihn in völlig neue Gebiete, in denen seine Muttersprache Französisch nicht vorkam, indem er die Trends in den Vereinigten Staaten von Amerika aufgriff. Von den amerikanischen Straßen übernahm Paraboot das Layering von Gummischichten und fügte dem ohnehin schon vielseitigen Stoff so ein wasserdichtes Element hinzu. Dies führte dazu, dass die Produkte endgültig massentauglich wurden.
Der neu gewonnenen Markt zeigte eine besondere Vorliebe für Gummi, Hevea oder Latex, wie wir sie heute kennen, und so blieb Rémy keine andere Wahl, als die Vulkanisierung mit seinen handgefertigten Holzleisten zu verbinden.
Rémy war zwar nicht der erste, der seine Prototypen in der freien Wildbahn prüfte, aber er war der erste, der die Notwendigkeit eines gekerbten Sohlenprofils erkannte und damit 11 Jahre vor Vital “Vibram” Bramani selbst die Bedeutung von Bergschuhen neu erfand.
Diese Technik sollte später die herkömmliche Holzsohle ersetzen, als man eine Bindungstechnik entwickelte, die die herkömmliche Bindung mit Nadel und Nagel obsolet machte.
Flüssiglatex war die Antwort auf die Frage nach der Verbindung von Schaft und Sohle. Ähnlich wie bei einem mehrstöckigen Dessert wurden flache Gummisohlen unter Lederplatten genäht, auf die dann dicke Laufsohlen aufgesetzt wurden, die mit Rémy’s Walnussöl Presse vor Ort vulkanisiert wurden. Ein Herstellungsverfahren, das mit einem Waffeleisen vergleichbar ist.
Erst 1927 wird Paraboot zu einer eingetragenen Marke. Nach der Weiterentwicklung der Sohle, nach der Füllung der Holzstollen und jenseits der Bergbekleidung war Paraboot, neben einem “englisch klingenden” Schuh-Label für “Stiefel” Namensgeber des Amazonas-Hafens, der den Latex-Export unterstützte. Ein Jahrzehnt später trat Sohn Julien in das Unternehmen seines Vaters ein und setzte den Ethos des tragbaren Luxus für diejenigen fort, die tagein, tagaus körperlich anstrengende Arbeiten verrichten – diejenigen, die den Schuh am meisten brauchen.
1945 erblickte der bis heute legendäre Schuh “Michael” von Paraboot das Licht der Welt und entthronte Galibier. Dadurch verringerte Paraboot den Einfluss der Konkurrenz auf den Abenteuersport als Ganzes. Sie überholten ihre Konkurrenten da sie ihnen immer einen Schritt voraus waren und eroberten somit das Freizeitvergnügen auf globaler Ebene.
Sagt Ihnen Herzog etwas? Mazeaud? Wie wäre es mit Terray, Desmaison oder Pollet-Villard? Dies sind nur einige der legendären Namen, die Paraboots Stiefel getragen haben.
So schnell wie Paraboot wuchs, so schnell wurden seine Projekte von dunklen Schatten eingeholt. Der Nachkriegs Markt traf Juliens Imperium mit voller Wucht und lenkte die Logistik in die Richtung von Michel Richard – seinem Sohn, einem talentierten Absolventen multinationaler Unternehmen. Seine Aufgabe bestand schlicht und einfach darin, Paraboot zu retten und das Erbe für künftige Generationen zu bewahren, ohne dem Unternehmen große Verluste zuzufügen. Um es kurz zu machen: Michels sechsjähriger Kampf um Kosteneinsparungen, eine höhere Produktivität des gesamten Unternehmens und die Verschlankung des Kern Personals führte zu einem abgelehnten Konkursantrag. Die Gewerkschaften und das Handelsgericht hielten eine Sanierung von Paraboot für möglich – also heckte Michel 1983 einen Plan aus.
Die Lösung fand er in Italien, wo er sich mit einem Bekleidungshändler zusammen tat und mit ihm auf die Suche nach der perfekten Silhouette ging, die ihrer Meinung nach am Besten Hand in Hand mit moderner Menswear ging. Indem er sich auf die Suche nach Antworten auf die Herstellungsprobleme begab, beantwortete Michel die Nachforschungen von WP Lavori In Corso nach dem geeigneten Männerschuh mit der Michael Silhouette von Paraboot. Damit lässt sich sagen, Paraboot wurde durch den Michael gerettet, Punkt.
Das steht auch nach über 70 Jahren noch fest.
Wir sind nun zurück im Hier und Jetzt, wo Paraboot mit einem neuen Ansatz der Tragbarkeit folgt, begleitet von extra Damenbekleidung Linien, High-End-Orientierung und Läden, die sich von Paris über Lyon bis nach Nizza erstrecken.
Moderne finanzielle Beschränkungen und Verantwortung für die Umwelt führten zur Schließung der Produktionslinien in Izeaux und zur Wiedereröffnung im westlich gelegenen Saint Jean de Moirans über 15 Jahre nach der Übergabe an die vierte Generation. Dem heutigen Inhaber Michel Richard ist es zu verdanken, dass Paraboot eine der wenigen Marken ist, deren gesamte Ästhetik bis heute in Frankreich geformt, perfektioniert und produziert wird.
So, das war’s. Das war die Geschichte von Paraboot, mit ihren dunklen Momente und denen die unter einem prestigeträchtigen Scheinwerferlicht stehen.
Falls Sie es noch nicht wussten, jetzt wissen Sie es: Paraboot hat den Komfort in den ländlichen Regionen revolutioniert, indem es immer wieder die Grenzen der Industrie gesprengt und die Schablonen neu geformt hat, um ihrer Entwicklungsdynamik gerecht zu werden.
Paraboot ist mehr als nur Schuhwerk, Paraboot ist das Ergebnis von vier Generationen Produktentwicklung. Was Sie vor Ihren Augen sehen, ist kein Glücksfall: Rémy’s Erbe kann nicht vergessen werden, auch nicht das grüne Etikett.
Entdecke Paraboot bei HHV im Store und Online.