Motown x Carhartt WIP
Wie Motown Records nicht nur Popmusik, sondern auch Kultur, Style und Attitude geprägt hat
Text: Grace Risch
Carhartt WIP tut es wieder und kollaboriert, diesmal mit Musiklabel-Legende und Wahrzeichen der Popmusik Geschichte: Motown Records. Unser favorite Brand ehrt damit eine Institution, von der man wohl sagen kann, dass sie die Welt verändert hat.
Vinyl
Ich habe eine Kiste mit der halben Plattensammlung meiner Mutter, von der sich mein Bruder die andere Hälfte unter den Nagel gerissen hat. Ich finde darin einige Platten aus der Motown Ära. Darunter die Musik- und Entertainmentgrößen Stevie Wonder, The Temptations, Diana Ross und The Supremes, Marvin Gaye und The Jackson Five. Ich entdecke häufig das kleine Zeichen »Tamla-Motown« in einer Ecke oder am Rand. Aber was bedeutet das eigentlich?
Hitsville U.S.A.
Okay, ich finde, wir brauchen einen ordentlichen Rückblick, schließlich handelt es sich hier um Motown Records – dem, man könnte eigentlich sagen, Erfinder der wahren Popmusik:
USA vor 60 Jahren. Wir befinden uns in Detroit, Michigan, inmitten der Rassentrennung. Sehr kurz gesagt, gibt es keinerlei gleiche Rechte für die unterdrückte schwarze Bevölkerung Amerikas. Eine Zeit, in der der Rhythm and Blues Amerika im Untergrund überflutete, jedoch von der weißen Bevölkerung diskriminierend als »Race Music« verschrien war. Für eben diese Musik oder auch Musik, die sich zu großen Teilen auf sie stützte, heimsten aber gleichzeitig weiße Künstler, wie u.a. Elvis Presley, einen riesigen Erfolg ein, während die Pioniere des Rhythm and Blues zunächst unbekannt blieben.
Eine Wende musste her, und die kam auch: Songschreiber Berry Gordy Jr. gründete mit nur 800 von seiner Familie geliehenen Dollar das Independent-Label Tamla Records, was kurze Zeit später zu Motown Records umbenannt wurde. Ein Sound sollte kreiert werden, der für alle war und für die ganze Welt. Nicht umsonst nannte Gordy sein zweistöckiges Familienhaus »Hitsville U.S.A.«, in dem das Erdgeschoß zum legendären »Studio A« aka. dem »Snake Pit« umfunktioniert wurde, denn hier wurde Detroits produktivste Plattenfirma aller Zeiten und die größte Hitmaschine in der Geschichte der Popmusik überhaupt geboren.
»The Funk Brothers«, die hauseigene Band des Labels, spielten hier während der Classic Era Motowns bis Anfang der 1970er Jahre mehr No. 1 Hits ein, als die Beatles, die Rolling Stones, die Beach Boys und Elvis Presley zusammen. Doch nicht nur der absichtlich mainstreamige, eigene Sound machte den Erfolg, sondern eher eine Art 360-Grad-Modell.
Für die Künstler, die bei Motown Records gesignt waren, war Royalty die Devise: Ganz bewusst wurde auf Eleganz, Grazie, Klasse und Attraktivität, jedoch nicht zu viel Sexappeal gesetzt. Die Künstler waren nicht nur gepflegt und mit edlen Kleidern und geschneiderten Anzügen gut gekleidet, sondern setzten diesen Stil rundum in Attitüde und Bewegung um, nicht zuletzt in den signifikanten, glanzvollen Choreografien bei ihren Live-Auftritten. Auf das visuelle Erleben wurde methodisch Wert gelegt, und gezielt wurden in dieser Zeit der Unterdrückung der Schwarzen eine gehobene und anmutige Erscheinung, Präsentation und entsprechendes Movement in Motowns Sinne kultiviert.
»The Sound of Young America«
Diese neue Definition und damit Revolution des Images von Afroamerikanern sollte nicht nur positive Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein und Ansehen anderer schwarzer Künstler haben, sondern nach und nach ganz Amerika zu Fans machen und transformieren. So entstand mit dem Stürmen der zuvor noch von Weißen dominierten Charts der Begriff »The Sound of Young America« als Synonym für das ab Mitte der 1960er über Großbritannien weltweit bekannt gewordene Plattenlabel. Denn Gordys Plan ging auf, und die Hits von Motowns Künstlern wurden von allen gleichermaßen gefeiert.
Auf einmal war es möglich, dass schwarze Frontsänger in Fernsehshows ihren Hit darboten und eine weiße Tanzkompanie im Hintergrund dazu Choreografien tanzte. Manche Artists des Labels gingen so weit, das Seil, das in den Venues bei Livekonzerten für gewöhnlich die weißen von den schwarzen Fans trennte, abzunehmen, um das Publikum vereint und gemeinsam ihre Musik erleben zu lassen. Und wenn dann also eine weiße Amerikanerin, die ihre Kinder eigentlich keine Fernsehshows, die Afroamerikaner involvierten, anschauen ließ, bei den Supremes jedoch immer eine Ausnahme machte, dann war das das greifbare Resultat eines gesamten Stils, den Motown kreiert hatte. Dieses Auflösen von Grenzen wurde real wirksam und Motown und seine Künstler somit zum Katalysator der Bürgerrechtsbewegung. Der bekannteste Bürgerrechtler Dr. Martin Luther King war höchstpersönlich Gast im »Studio A« und nahm dort seine legendäre Rede
»I Have a Dream« auf, bevor er sie 1963 beim Marsch auf Washington vor über 250.000 Menschen hielt.
Erbe
Während ich also so durch meine Plattenkiste gehe und mich an die Musik erinnere, die in Kindertagen so selbstverständlich mein täglicher Begleiter war (auch wenn sie vor meiner Zeit entstanden war), fällt mir auf, dass ich mir kaum bewusst gemacht habe, was für einen Impact nicht nur die Songs und ihr weltweiter Erfolg bis heute haben, sondern dass diese Musik Teil eines gesamten kulturellen und gesellschaftlichen Vermächtnisses ist. So vieles, was wir heute an Popkultur leben und erleben, wäre auf diese Weise ohne Motown Records überhaupt nicht möglich. Jeder kennt »What’s Going On«, »Baby Love« und »My Girl«, oder »I Can’t Help Myself« und »Do You Love Me«, aber wer kennt die Geschichte von all dem, und ihr Ausmaß?
Tragbare Geschichte
Und genau dieser Geschichte zollt Carhartt WIP mit einer 13-teiligen Tributekollektion teilweise sogar wörtlich Respekt.
So beispielsweise auf dem »L/S MOTOWN SUBLABELS T-SHIRT«, auf dessen Rückseite sich die Zusammenfassung der Motown History als Print befindet, während beide Sleeves die Logos der zahlreichen Sublabels von Motown Records zieren. Diese Sublabels damals zu gründen war ein smarter Schachzug von Berry Gordy, um Gesetze zu umgehen, die es den Radiostationen verboten, viele Künstler und Songs zu spielen, die von ein und derselben Plattenfirma stammten. Außerdem hielt er sich damit die Möglichkeit offen, viele Genres zu bedienen, von Soul, Funk, über Country, Rock usw. Das »S/S MOTOWN SNAKE PIT WORK SHIRT« mutet wie ein eigenes, persönliches Erinnerungsstück an; auf der Rückseite bedruckt mit dem Schriftzug »Snake Pit, Studio A« und der genauen Detroiter Adresse von Hitsville U.S.A., so als wäre man selbst mit dabei gewesen. Dann gibt es da noch die Liebeserklärung, das »S/S MOTOWN TOGETHER SHIRT«, das für mich den Vibe dieser bedeutsamen Kollaboration zusammenfasst, der mir auf den ersten Blick entgegen gestrahlt ist. Kein Teil dieser Kollektion ist ohne Bedeutung.
Ich stelle mir vor, den »HOODED MOTOWN SWEAT« oder die »MOTOWN VARSITY JACKET« mit dem unverkennbaren, großen Motown-M zu tragen. Auf der T-Shirt Variante »MOTOWN X CARHARTT WIP T-SHIRT« in schwarz verschmilzt es in der Farbe »prism violet« mit dem Carharrt WIP Logo, als hätte es das Logo in dieser Form schon immer gegeben. Dieses gemeinsame Logo findet sich auch auf dem »MOTOWN X CARHARTT WIP X MASTERSOUNDS Record Weight« wieder, und in Kombination mit dem Phonon Lollipop-Style DJ-Kopfhörer »MOTOWN X CARHARTT WIP PHONON O2« wird die Kollektion äußerst geschmackvoll abgerundet.
Pop x Hip Hop x Pop
Jedenfalls stelle ich fest, wie sich vor diesem ganzen geschichtlichen Hintergrund alleine bei der Vorstellung, das Motown Logo spazieren zu führen, mein Rücken mehr aufrichtet. Und ja, ich verstehe es. Denn es macht mich stolz, mich diesem kulturellen Reichtum zugehörig zu fühlen. Wir alle sind die Kinder einer Freiheit, die Motown Records mit eingeläutet hat, und aus deren Fülle wir heute alle schöpfen dürfen. Im Grunde ist alles, was wir heutzutage hören, ohne Motown gar nicht denkbar, weil es zu seiner Zeit einen Sound kreierte, der wirklich allen zugänglich war.
Man bedenke, dass alleine Hip Hop ohne Motown Samples wohl fad und leer gewesen wäre, womöglich nicht diese Relevanz gehabt und Größe eingenommen hätte. Das bedeutet in diesem Fall, dass ein gesamtes Genre und damit eine gesamte weitere Musikkultur in dieser Form nicht entstanden wäre, wenn der Sound von Motown die Sample-Kultur des Hip Hop nicht genährt, beflügelt und befeuert hätte.
Ich erinnere mich z.B. an Coolios Midneunziger Hymne »Gangsta’s Paradise«, was sich durchgehend auf den prägnanten Streicher-Loop des Songs »Pasttime Paradise« von Motown Star Stevie Wonder stützt und sogar dessen Hook Melodie nutzt. So wie der viel aktuellere Track »Break Your Heart Right Back« von Ariana Grande feat. Childish Gambino sich (nicht als erster) an Diana Ross’ »I’m Coming Out« bedient, so ist Valerie Simpsons’s Intro-Adlip aus ihrem Song »Benjie« in Lil Waynes von Drake gefeatureten Tune »With You« endlos geloopt. Seit den 1980ern bis heute greifen Artists wie Method Man, Gangstarr, J Dilla und Q-Tip, über Nas, DMX, The Notorious B.I.G., 50 Cent, Missy Elliott und Ludacris bis hin zu Eminem, Erykah Badu, Mary J. Blige, Alicia Keys und auch Justin Bieber auf Samples aus dem Pool der Motown Ära zurück. Und ja, glaubt es oder nicht, sogar ein DJ Bobo gehört in diese Liste, die ewig lang ist, und sobald wohl auch kein Ende finden wird.
Heutzutage ist Hip Hop und Rap in der Popmusik fest integriert, was also bedeutet, dass dadurch auf eine Art überall Motown drin ist, ganz zu schweigen von seinem direkten Einfluss, einem neuen Selbstbewusstsein schwarzer Künstler und Künstlerinnen, das Motown ermöglicht hat, und einem Glamour aller Künstler, den Motown inspiriert hat. Was für eine Power und Auswirkung Musik haben kann, hatte und hat, dafür ist Motown Records Beweis.
»Showing Up, Showing Out«
Zum Release der Motown gewidmeten Kollektion präsentieren Carhartt WIP und Dazed Magazine den Dokumentarfilm »Showing Up, Showing Out« von den Filmemacherinnen Margot Bowman und Imani Mixon, der einen Einblick in die heutige Detroiter Musikszene gibt und den Einfluss des Plattenlabels auf die Stadt Detroit reflektiert.
Ein Blick zurück, ins Jetzt und in die Zukunft von Motown und einer Industriemetropole, die außerdem die Geburtsstätte von Workwear-Institution Carhartt selbst ist. Keiner sonst wäre wohl geeigneter für diese Kollabo als ein Fashion Brand, das außerdem selbst weiß, was es bedeutet Einfluss auf Jugend und Kultur genommen und damit die Welt erobert zu haben.
Release heute – 14. November
Wer dieses reichhaltige Erbe Motowns also feiern will mit einem oder mehreren Teilen der limitierten und exklusiven Motown x Carhartt WIP Tribute Collection, der checkt alle Styles bei uns im Shop und sichert sich ein Stück Kulturgeschichte:
www.hhv.de/shop/de/motown-x-carhartt-wip
Und wir wären nicht HHV, wenn wir nicht ein ordentliches Sortiment an Motown Gems für euch hätten:
www.hhv.de/shop/de/motown-musik
..und ich hör mir jetzt ne Platte an.
Visual Content (Lookbook): Danny Sommerfeld für Carhartt WIP
Visual Content (Movie): Margot Browman und Imani Mixon für Carhartt WIP und Dazed Magazine
Visual Content (Collagen): V.Raeter