Baracuta
Die Harrington-Jacke – der Klassiker unter den Klassikern
Words: Sebastian Nicu
Jeder kennt sie, auch wenn nicht jeder den genauen Namen kennt. Oder den, des Herstellers. Neben Fish & Chips und Monarchie gehört die Herrenjacke G9 von Baracuta definitiv zu den wichtigsten kulturellen Ergüssen Englands. Um Verwechslungen mit politischen Gipfeln zu verhindern, haben Fans der Jacke den Spitznamen Harrington gegeben. Denn in den 1960er Jahren wurde sie dank der britischen Kultserie »Peyton Place« quasi über Nacht zum Star, als Ryan O’Neals Figur Rodney Harrington regelmäßig in ihr gesehen wurde.
Die Geschichte des Labels Baracuta beginnt aber schon deutlich früher: 1937 starteten John und Isaac Miller in Manchester mit der Produktion der Jacke. Bereits im Folgejahr machten sich die Gebrüder auf den Weg nach Schottland, wo sie um Audienz im Beaufort Castle baten. Denn sie hatten die Vision, das traditionelle, schottische Tartan-Muster – bekannt durch erhabene Clans und Kilts – als Innenfutter ihrer neu entworfenen Blousons zu nutzen. Wie ihr heute, fast 100 Jahre später, seht, hatten sie Erfolg, konnten den Landadel überzeugen und die Modelle G4 und G9 wurden zum Verkaufsschlager.


Ursprünglich war die Jacke zwar mit ihrem weiten Schnitt für Golfspieler ausgelegt (daher das G in G4 und G9), doch wie es auch heute mit Sportswear so ist, kommen immer die coolen Typen dahinter und tragen die Teile einfach so im Alltag. Nur dass die coolen Typen im Falle der Baracuta G9 wohl zu den coolsten Typen aller Zeiten zählen. Vorsicht, Namedropping: Frank Sinatra, Elvis, James Dean, Pete Doherty und Liam Gallagher sind nur eine Handvoll G9-Geeks, die die Popularität des Jäckchens über die Jahrzehnte auf die Spitze trieben.
Spätestens nachdem John Miller sich 1950 entschloss, die Jacke in den USA zu vertreiben, kam der Rubel ins rollen. Seinen ersten Höhepunkt fand der Hype wohl als Steve McQueen die Jacke im Klassiker »The Thomas Crown Affair« nicht mehr ausziehen wollte und sie schließlich auf dem Cover des LIFE Magazine trug, doch auch Elvis und Frank Sinatra trugen die Jacke 1950 und 1966 in ihren Filmen »King Creole« und »Assault on a Queen«.
Der Hype-Train wollte aber auch später nicht halt machen und so machte sich die aufstrebende Punk-Bewegung der 1970er-1980er Jahre ebenfalls die Harrington-Jacke zu eigen, was in einem Event gipfelte, der für Hip Hop-Heads wohl mit RUN DMC’s adidas-Auftritten vergleichbar ist: 1981 trugen alle Mitglieder der Punkband The Clash bei ihrem Konzert am New Yorker Times Square maßgeschneiderte Harrington-Jacken.
Trotz alledem ist es nicht verwerflich, Baracuta nicht zu kennen. Denn die Briten lassen es trotz immenser Erfolge relativ ruhig angehen und die auch heute noch in England hergestellten Jacken für sich sprechen. Und sie sprechen eine sehr deutliche Sprache. Spätestens seit Kollabos mit Stussy, Engineered Garments, Oi Polloi, Mastermind, A Bathing Ape und Beastin’ ist die Baracuta G9 auch im Streetwear-Kosmos angekommen, aber sein wir mal ehrlich: Was ist mehr Straße als Steve McQueen’s unzählige Verfolgungsjagden mit der Polizei?


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