Polo Ralph Lauren
Du denkst bei Polo Ralph Lauren an BWL-Justus?
Words: Sebastian Nicu
Polo Ralph Lauren from HHV Urban Fashion on Vimeo.
Falsch gedacht. Zumindest teilweise, denn die Marke ist auch seit Jahrzehnten stark in der Hip-Hop-Kultur verankert. Doch fangen wir beim Urspurng an… Geboren im Jahr 1939 als Kind zweier russischer Einwanderer in der Bronx, entschied sich Ralph Lifshitz mit 16 Jahren, gemeinsam mit seinen Geschwistern seinen Nachnamen in Lauren ändern zu lassen.
Schon während der Schulzeit verdiente der Fashion Lord sich sein Geld mit dem Verkauf von Krawatten an seine Mitschüler. Später nach seiner Zeit in der Army arbeitete er beim legendären Herrenausstatter Brooks Brothers und knüpfte erste Kontakte in der Branche. 1967 sollte sich das als nützlich erweisen, als er mit einem Kredit des Modehändlers Norman Hilton seine erste Krawatenkollektion unter dem Namen Polo entwarf. Nur wenige Monate später erwarb er die Namensrechte von Brooks Brothers und machte sich selbstständig. In den folgenden Jahren folgten verschiedene Damen- und Herrenkollektionen, sein ikonisches Polohemd mit dem Reiter und weitere – damals vor allem unter Ivy League Studenten und White Collar Workers – beliebte Designs.
Beispielsweise der Polo Bear, für den sich Ralph vom Steiff Teddy aus Deutschland inspirieren ließ. Shirts, Caps und Pullover mit dem knuffigen Kumpel sind seit Jahrzehnten unter Sammlern beliebt. Als Skateboarding und Hip Hop in den 1980er und 1990er Jahren in New York immer größer wurden, fing die Straße an, die Teile des Designers neu zu interpretieren. Sublabels wie Polo Sport, Polo Jeans und CHAPS prägten das Stadtbild immens.
Aber Moment: Warum wollten sich Teile dieser roughen Subkulturen anziehen, wie ihr erklärtes Feindbild? Ganz einfach: Ralph Lauren gelang es, ein Lebensgefühl zu Verkaufen. Seine Motive symbolisierten den Amerikanischen Traum. USA-Flaggen, nautische Symbole, nette Bärchen und Urlaubsmotive so weit das Auge reicht. Und obendrein waren seine Kollektionen schon damals plakativ genug, um es den Rappern aus New York recht zu machen. Besonders Raekwon vom Wu-Tang Clan und Grand Puba von Brand Pubian sind durch ihre Auftritte in den stylischsten Polo Pieces aller Zeiten aufgefallen und haben diesen zu weltweiter Berühmtheit in Hip Hop- und Streetwear-Kreisen verholfen. Die Snow Beach Jacke, die Raekwon im Video zum Wu-Banger »Can it be all so Simple« trägt, kostet heute bis zu 4.000 US-Dollar – falls man sie findet.


Der Hype damals in Brooklyn war sogar so wild, dass sich ganze Gangs bildeten, die ihr Leben ganz dem Reiter widmeten. Die sogenannten Lo Lifes verbrachten ihre Freizeit mit dem looten von großen Boutiquen wie Bloomingdales. Alles was auf zwei Arme passt wird geschnappt und schnell raus aus dem Laden. Große Logos, geringe Stückzahl und hohe Preise sind dabei das wichtigste, denn ein Polohemd mit Reiter kann jeder. Neben den Polo Bear Teilen und der Snow Beach Jacke ist damals wie heute die Suicide Ski Kollektion gefragt. Diese trägt ihren Spitznamen übrigens, weil es an Selbstmord grenzte, die Teile in der Öffentlichkeit zu tragen. Lief man den falschen Leuten über den Weg, war man seine Kleider und im schlimmsten Fall auch sein Leben los. Bis heute treffen sich die Mitglieder der Lo Lifes regelmäßig in New York und präsentieren einander ihre neuesten Errungenschaften, auch wenn es dabei jetzt zum Glück gesitteter zugeht. Wer Lo Down, also von Kopf bis Fuß in Polo, aufkreuzt, verdient sich den Respekt seiner Gleichgesinnten.
Ralph Lauren hat unlängst erkannt, welches Potenzial die Marke abseits der Golfplätze und Elite-Unis dieser Welt hat. Nicht nur wurde die unter Skatern und Rappern beliebte Polo Sport Reihe wieder zum Leben erweckt. Auch die Snow Beach Kollektion feierte vor einigen Jahren ihr Comeback. Hier und da überrascht Ralph Lauren auch noch eingefleischte Fans mit Kollaborationen. Die Capsule Collection mit Palace Skateboards im Jahr 2018 schaffte es, die Essenz der beiden Marken perfekt zu treffen ohne sich dabei zu verkünsteln. Herauskam das, was viele vorher versucht haben – der perfekte Mix aus Prep und Straße, ohne peinlich zu sein. Und ein Polo Bear der Kickflip macht. Kickflip? Da war ja was! Auch die damals noch verpönten Skater der Prä-THPS-Ära rollten in Polo die Lower East Side runter, um etwas Flair der nahegelegenen Wall Street einzuatmen: Der viel zu früh von uns gegangene Harold Hunter, das Supreme Team und die Kids aus KIDS können ein Lied davon singen. Da überrascht es kaum, dass Brands wie Stussy, Supreme, Noah – und eigentlich alle anderen auch – sich hier und da mal von Ralph Lauren inspirieren lassen und eine Hommage nach der anderen auf den Markt bringen.
Da alles, was aus New York kommt, automatisch cool ist, ist Ralph Lauren auch in Berlin und dem Rest Deutschlands schon lange nicht mehr nur für Juppies reserviert. Ok, Gang Fights und Raubzüge haben sich hier zum Glück noch nicht etabliert. Aber du kannst auch nicht viele Meter durch dein Viertel gehen, ohne mindestens eine Cap mit dem Reiter zu sehen. Auch in der deutschen Rapszene spielt die Marke eine große Rolle. Sei es der junge Yung Hurn, der einen regelrechten Hype um die klassischen Polo Caps auslöste, Prinz Porno der über die Ralph Lauren Polo Boys rappt, oder Flizzy, dessen Linie Ghetto Sport auch eine Hommage an die Legende aus New York ist: Ralph Lauren ist hier zu bleiben.
Also sei nicht wie Raekwon, der einst rappte »my life got no better / same damn ‘lo sweater«, sondern kauf dir lieber einen Neuen und verbessere dein Leben.
Ab sofort kannst du das auch bei HHV tun, denn wir können mit Stolz verkünden, dass wir die aktuelle Polo Ralph Lauren Kollektion in unserem Berliner Store und online in unser Sortiment aufgenommen haben.
Visual Content: Editorial fotografiert von Simon Mayr / Konzept & Produktion Akkvrat
Music: djdbh