Lacoste x Polaroid
Erinnerungen festhalten
Text: Caiza Andresen
Seit Rene Lacoste (wegen seiner Toughness auf dem Tennisplatz »das Krokodil« genannt) 1933 die Marke Lacoste gründete, ist viel Zeit vergangen. Und obwohl die Marke inzwischen fast ein Jahrhundert auf dem Buckel hat, hat sie niemals an Attraktivität für Junge und Kreative verloren. Das Krokodil fand schnell eine Heimat in den Banlieus Frankreichs, unter fußballbegeisterten Casuals im Vereinigten Königreich, in der aufkeimenden Hip Hop-Szene Amerikas, den Favelas Brasiliens und selbst in Deutschland bei einer der obskursten Jugendszenen überhaupt, den »Poppern«.
Im Gegensatz zu anderen Marken, die dem luxuriösen Spektrum zuzuordnen sind (Wir denken dabei an euch, Burberry. Keiner wird vergessen, dass ihr Mitte der 2000er das ikonische Muster auf Außenlayern eurer Produkte für längere Zeit eingestellt habt, da ihr nicht mit armen, britischen Subkulturen in Verbindung gebracht werden wolltet…) war sich Lacoste immer seiner Anhängerschaft bewusst, wusste diese zu schätzen und releaste nicht nur Kollabos mit Marken wie Supreme, Opening Ceremony, den Cool Cats aus Frankreich, sondern auch mit einem Künstler namens Tyler, the Creator, der einige Jahre zuvor noch als die Personifizierung aller elterlichen Alpträume weltweit galt. Obwohl Lacoste auf dem Tennisplatz geboren wurde, war es schon immer ein wichtiger Bestandteil subkultureller Mode. Dabei adaptiert die Marke nicht nur den Stil von Jugendkulturen, sondern versteht diese auch.
Schauen wir uns die Casual Kultur an, eine Mischung aus Fußball-Besessenheit und dem Verlangen sich schick zu kleiden, die das ikonische Krokodil schnell als Erkennungszeichen aufnahm. Falls ihr nicht mutig genug seid, um die richtigen Kneipen, Bars oder Fankurven zu frequentieren, seid versichert, dass ihr dort eine Quadratmeter-Dichte an Krokodilen vorfinden würdet, die denen einiger Zoos in nichts nachsteht. Solltet ihr euch das ganze mal aus der Ferne betrachten wollen, empfehle ich euch großartige Filme zum Thema, wie bspw. »ID« (1995), »The Firm« (das Original von1989 oder das Remake von 2009) oder »The Football Factory« (2004). Diese Filme zeigen nicht nur eine fanatische Liebe zu König Fußball, sondern wirken tatsächlich wie Runway Shows. Das Krokodil ist natürlich immer vorne mit dabei.
1995 lud der französische Regisseur Matthieu Kassovitz die Welt auf eine Reise in die Vorstädte von Paris ein und schockierte die Welt mit seinem Porträt einer desillusionierten Jugend in seinem Meisterwerk »La Haine«. Es gibt eine ikonische Szene in diesem Film: Die Pariser Polizei löst (mal wieder unnötig) ein friedliches Grillen auf dem Dach eines Wohnhauses auf. Da die Jugendlichen das nicht akzeptieren wollen, treten die Polizisten in Verhandlung mit ihrem »Anführer«, dem Bruder des Protagonisten Said. Was trägt er? Ein Lacoste Polohemd unter einem feinen Lacoste Cardigan. Kroko auf Kroko. Der ikonische Look eines Tennisprofis. Auf dem Court genauso zuhause wie auf einem Hochhausdach im Pariser Brennpunkt. Seit ich diesen Film das erste Mal gesehen habe, habe ich dieses Outfit nicht vergessen.
Kein Wunder, dass genau dieser französische Look von einer der erfolgreichsten deutschen Rap-Gruppen aller Zeiten adaptiert wurde, die der Marke mit ihrer Hymne »Schnapp!« im Jahr 2014 ein musikalisches Denkmal setzten. Wer in diesem Jahr nicht Gruppen von Jugendlichen begegnete, aus deren Handyboxen die Zeilen »Schnapp macht das Krokodil, Krokodil, Schnapp!«, der lügt. Was sich wie ein Kinderreim anhören mag, steht viel mehr für das Verlangen nach Reichtum. Für das Verlangen das zu bekommen, was einem zusteht. In diesem Falle personifiziert durch das Lacoste Krokodil, das auch durchgehend im dazugehörigen Musikvideo represented wird.
Nun erleben wir also das Zusammenkommen von Lacoste und Polaroid. Vielleicht macht es für euch nicht direkt Sinn, aber diese Kollabo ist perfekt. Wir wissen, dass die Jugend unglücklicherweise nur ein Kapitel im Buch namens »Leben« ist, aber es ist gemeinhin gesehen das kostbarste Kapitel. Wir erinnern uns gerne daran und möchten diese Erinnerungen ums Verrecken nicht verlieren. Diese Erinnerung versuchen wir oft in Form eines Fotos festzuhalten. Und genau da kommt Polaroid ins Bild… Verzeiht mir bitte das platte Wortspiel.
Heutzutage im Zeitalter der digitalen Fotografie und des Smartphones, scheint das damals revolutionäre Konzept der Sofortbild-Kamera obsolet und trotzdem ist der Charme, der davon ausgeht, nach nur wenigen Minuten ein vollkommen entwickeltes Foto in der Hand zu halten, noch immer ungetrübt. Natürlich haben wir heute 24/7 die Möglichkeit alles zu fotografieren, was uns vor die Linse kommt. Aber das verwässert die Bedeutung einer Momentaufnahme. Natürlich können wir durch 80 Fotos browsen und schlussendlich das »beste« auswählen, aber wo ist dieser Moment, den man ursprünglich für die Ewigkeit festhalten wollte. Ist diese Aufnahme echt oder schlussendlich doch nur gestellt? Mit einer Polaroid wurde dieser Moment nicht nur festgehalten, sondern direkt in »Stein gemeißelt« oder besser gesagt auf Papier gedruckt. Natürlich kannst du das Foto wegwerfen, so wie du auch ein Bild auf deinem Telefon löschen kannst, aber für einen kurzen Moment existierte es in physischer Form. Der Moment wird dadurch zu mehr als einer Erinnerung.
Gegründet wurde Polaroid 1937 und bereits im Jahr 1972 wurde die Sofortbild-Kamera eingeführt. Diese Technik war bahnbrechend. Und nicht nur der normale Konsument wurde hellhörig, sondern auch der eine oder andere Künstler. Als Wim Wenders, seines Zeichens deutsche Regie-Ikone, von dieser Technik erfuhr, nahm er sofort Kontakt zu Polaroid auf und lieh sich mehrere Kameras für seine Arbeiten. Besonders prominent gefeaturet wurden diese in seinem Film »Alice In The Cities« (1974). Der Film handelt von einem deutschen Journalisten, dem die Aufgabe zugetragen wird, eine Story über die Vereinigten Staaten zu schreiben, aber anstatt seine Gedanken zu Papier zu bringen, nutzt er seine Polaroid um das Land bildlich festzuhalten. Die amerikanische Foto-Legende Ansel Adams arbeitete in den 1960er Jahren für den Kamera-Hersteller und begann schon früh, die neue Technik in seine Arbeit einzubinden. Genauso tat dies Andy Warhol. Seine Polaroid Porträts sind unbestrittene Meilensteine der Foto-Geschichte. Dawoud Bey ist ein weiterer Fotograf und Künstler, dem man in diesem Kontext Aufmerksamkeit schenken sollte.
Genauso wie Lacoste ein fester Bestandteil der Jugendkultur ist und dadurch für immer ein Teil der Erinnerungen junger Leute weltweit sein wird, genauso wird Polaroid immer dabei helfen diese Erinnerungen festzuhalten.
Ein perfektes Match also. Kein Sorry für dieses Tennis-Wortspiel.
Die Lacoste x Polaroid Capsule Collection ist jetzt bei HHV erhältlich: Lacoste x Polaroid | HHV
Visual Content: HHV / Fotos: Tiana Lenz – Video: Tobias Lienig / Konzept: Caiza Andresen