New Brand: Autry
Entschuldigung, kennen Sie Autry?
Text: Ernie Beckmann
Das breitgefächerte Portfolio der bei HHV erhältlichen Marken ist um eine Attraktion reicher. Seit kurzem gehört auch die Brand Autry Action Shoes, kurz Autry, zum Sortiment. Ein neuer Stern am Sneakerhimmel ist Autry jedoch nicht, wie es das Fragezeichen am Ende der Überschrift implizieren könnte. Dies ist jedoch nicht auf fehlende Qualität oder schlechtes Design zurückzuführen, sondern darauf, dass Autry keine neue Brand ist und sogar eine lange und starke Historie aufweist, die jedoch hierzulande kaum bekannt ist. Dies wollen wir versuchen zu ändern und haben uns deshalb entschlossen, sowohl die Geschichte der Marke ein wenig näher zu betrachten, als auch die aktuelle Spring/Summer ‘21 Kollektion hier vorzustellen.
Es ist gar nicht so einfach, etwas über die Marke Autry im Internet herauszufinden. Man muss schon ein wenig tiefer graben, um zu erfahren, wie es mit der Marke losging und wie deren Entwicklung ablief. Doch Jahreszahlen, oder gar exakte Daten über Gründung und zwischenzeitliche Auflösung sind kaum nachvollziehbar. Fest steht, dass die Marke aus der von Isaac Calvin Autry gegründeten Autry Rubber Company hervorgegangen ist, die später unter Isaacs Sohn Jim Calvin Autry zu Autry Industries Incorporated wurde. Besucht man die Internetpräsenz von Autry Action Shoes so heißt es dort, dass die Marke 1982 in Dallas, Texas, gegründet wurde. Interessanterweise sind aber erste Eintragungen zu »Men’s, Women’s and Children’s Shoes« unter dem Firmennamen Autry Industries, Inc im amerikanischen Markenregister bereits auf das Jahr 1976 datiert. Ein heute noch auf den Boxen befindliches Logo der Marke geht ebenfalls auf das Jahr 1976 zurück. Die Bezeichnung »Athletic Shoes« findet man im Zusammenhang mit Autry Industries erstmalig im Jahr 1978.
Wie es zu diesen Unklarheiten der Firmenhistorie kommen kann, darüber lässt sich letztendlich nur spekulieren und spielt für das Vermächtnis der Marke auch keine Rolle. Denn zweifellos hat Autry schon in den ersten Jahren einige tolle und sehr erfolgreiche Modelle auf den Markt gebracht. Dabei konzentrierte man sich in Dallas von Anfang an darauf, sich nur in wenigen Sportarten zu platzieren, statt sich in der Breite aufzustellen und alle gängigen Sportarten mit Performance Schuhe zu bedienen. Diese Tatsache erlaubte es den Entwicklern bei Autry auf die speziellen Bedürfnisse der ausgewählten Sportarten einzugehen. In den Fokus nahm man dafür die zu der Zeit in Amerika sehr beliebten Sportarten Basketball, Aerobic, Running und Tennis. Mit dem Aerobic-Schuh Becky traf man den Zahn der Zeit, denn Jane Fonda hatte wenige Jahre zuvor mit ihrem Gymnastikprinzip ganz Amerika in ihren Bann gezogen. Der Becky, den man damals schon mit dem zukunftsweisenden Slogan »High Tech and High Fashion Pair At Last« bewarb, traf perfekt den Zeitgeist.
Es waren aber insbesondere Autrys Running- und Tennismodelle, die mit Innovationen in den Bereichen Design und Technologie für Aufsehen sorgten. Mit Hilfe eines für damalige Verhältnisse ausgeklügelten Marketings, zu dem großen Anzeigenkampagnen in den führenden Lifestyle- und Sportzeitschriften gehörten, machte CEO Jim Autry die Marke speziell auf dem Nordamerikanischen Kontinent bekannt. Die Laufschuhmodelle Wildcat, Concorde, Whirlwind und Jetstreamers waren unter Läufern beliebt. Den Concorde beispielsweise erklärte man kurzerhand selber zum »Lightest, High Performance, Custom Fitting Training Flat«. Dabei überzeugte der Schuh besonders mit einem in der Breite veränderbaren und dadurch auf den Sportler individuell zugeschnittenen Lacing, welches eine zu den Zehen hin geöffnete Blucher-Schnürung aufwies und sich so jeder Fußform anpassen konnte. Bei solch einem Lacing sind die zu verschnürenden Schaftteile, heutzutage Eyestays genannt, seitlich als aufgesetzte Bänder auf den Schaft über dem Spann genäht und ermöglichen das angesprochene »Custom Fitting«. Ein weiteres Running Modell erntete Lorbeeren ganz anderer Art. Das weltweit erscheinende »Runner`s World« Magazin vergab an den Jetstreamers das begehrte »5-Star Rating«, eine Auszeichnung, welche die Qualität und Funktionalität eines Laufschuhs bewertete.
Doch es ist die Tennis Sparte von Autry, die damals im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand und auch heute wieder steht. Beim Damentennisschuh Princess und seinem Pendant für Herren, das selbstverständlich den Namen Prince trug, stach besonders die Konstruktion der Außensohle hervor, die nach dem Vorbild sogenannter Radialreifen konstruiert wurde. Bei dieser Konstruktion sind die Rillen in einem Winkel von 90 Grad zur Fahrtrichtung angeordnet. Dies hat den Vorteil, einer besseren Bodenanpassung und somit auch einer besseren Kraftübertragung. Ein anderes Modell war der CLC. Dieser Tennisschuh wurde im amerikanischen »Tennis Magazine« als »superbly designed shoe« beschrieben und das Modell Medalist, um den sich die Autry Spring/Summer Kollektion 2021 dreht, wurde laut Autry Homepage 1985 vom selben Magazin sogar als »finest shoe in the market« geadelt. Ob sich diese Aussage auf den Look, oder die verbaute Technologie bezieht, lässt sich leider nicht mehr nachvollziehen. Tatsache ist aber, dass man mit Nikes Mack Attack und Challenge Court, oder auch adidas’ Lendl Competition, in dem Jahr starke Konkurrenz scheinbar ausstach.
Vielleicht war es diese Tatsache, welche die neuen Besitzer der Marke Autry dazu brachte, ausgerechnet den Medalist als ihr Flaggschiff zurück auf den Markt zu bringen. Nachdem die Firma Autry Industries Inc. bereits im Jahre 1987 die Produktion ihrer Schuhe einstellte, erwarb 2019 eine für die Übernahme gegründete französisch-italienische Kapitalgesellschaft namens Autry International S.r.l. mit Sitz in Padua die Rechte an der Marke Autry. An der Übernahme beteiligt waren die italienische Sportswearlegende Alberto Raengo, der schon dem Jackenhersteller Holubar 2010 zu einem Comeback verhalf, sowie dessen italienische Landsleute Gino Zarelli und Marco D’Oro. Mit dem Franzosen Régis Billard holte man sich einen in der Sportswear-Welt weit herumgekommene Handelspartner und Geschäftsentwickler ins Boot.
Der Medalist macht es dem Konsumenten aber auch leicht, denn sein Design ist wirklich stark, trotz des relativ minimalistischen Äußeren. Weniger ist hier eindeutig mehr. Zum Äußeren aller Medalist Versionen gehört das in die Seite geschnittene Fenster, in welchem sich das Autry Lettering, sowie eine amerikanische Flagge befinden. Eine Autry-Blindprägung ist in jedes Heel Patch eingearbeitet und im hinteren Bereich der Mittelsohle sieht man das weiter oben bereits erwähnte Logo, das einen in ein großes A eingearbeiteten, nach oben gerichteten Pfeil zeigt. Die vorhandenen Overlays, die dem Schuh eine gewisse Dynamik verleihen, setzen sich aus Eyestay, Mudguard und Heel Counter zusammen. Ein weiterer Layer befindet sich zwischen Mudguard und Eyestay, wodurch sich diverse Möglichkeiten ergeben mit Farben und Materialien zu spielen. Die Spring/Summer 2021 Kollektion zeigt, dass die Designabteilung von Autry sich dies nicht entgehen lassen hat. Die Grundversion des Medalist hat ein Upper aus Glattleder, was immer wieder mit Materialien wie Suede, Nubuck und gecracktem Leder kombiniert wird. Kevlar und Nylon bieten an einigen Versionen eine willkommene Abwechselung. Es gibt den Medalist auch komplett aus Ziegenleder, oder mit einer krassen Komplett-Glanzbeschichtung. Neben dem Material wird natürlich auch bei der farblichen Gestaltung alles gegeben. Der Medalist ist in den verschiedensten Farbkombinationen erhältlich, so dass man ihn mit nahezu jedem Look kombinieren kann. Er ist ein echter Alltagsschuh, im wahrsten Sinne des Wortes, denn er überzeugt mit dem nötigen Tragekomfort, um ihn jeden Tag anzuziehen.
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Visual Content: Maxmdy