New Brand: Universal Works
Peace, Love And Soul
Text & Interview: Caiza Andresen
»We are happy and proud to be an independent, small company, always approaching our work with passion and a sense of humour.« Ein Satz, der auch von uns stammen könnte. Universal Works ist eine britische Marke, die wir seit Jahren verfolgen und bewundern. Abgesehen von der oben zitierten Unternehmensphilosophie verbindet uns auch eine tiefe Verwurzelung in Kultur und Musik. David Keyte, Mitbegründer und Designer von Universal Works, wurde seit seiner Kindheit sehr stark von musikalischen und stilistischen Einflüssen von Subkulturen geprägt und hegt bis heute eine tiefe Leidenschaft für Mode und Vinyl. Er hat mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Modeindustrie vorzuweisen, unter Anderem bei namhaften Labels wie Paul Smith, Maharishi und Margaret Howell. Um seine ganz eigene Vision von funktionaler, gut gemachter Kleidung mit enormer Wertschätzung für Handwerk und Qualität zu verwirklichen, gründete er vor 11 Jahren Universal Works. In Zeiten von Hypes, Übertechnologisierung von Mode, crazy Designs, Logo-Overload und der schier unendlichen Suche nach gutem Stil, der länger als eine Saison hält, kommt Universal Works genau richtig. Die Antwort für all diejenigen, die hochwertige, gut durchdachte und wunderschöne Kleidungsstücke suchen, denen man einfach anmerkt, wieviel Detailliebe und Perfektion in ihnen steckt.
Wir übergeben das Wort an Caiza, Menswear-Enthusiast und HHV Journal Autor der allerersten Stunde, für ein Interview mit David Keyte:
Mein Freund Dennis ist einer der am besten gekleideten Männer, die es gibt. Wir lernten uns durch Turnschuh-Sachen kennen, und selbst damals, in den dunklen Zeiten von Jogger Pants, 5-Panel Caps, als die Socken passend zu den Sneakers getragen wurden, war er immer gut gekleidet. Er trug Universal Works. Dennis erzählte mir, dass Universal Works so ist, als würde man einem geschickten Barkeeper zuschauen, wie er die verrücktesten Drinks aus den feinsten Gins und Scotch mit den frischesten Zutaten vermischt. Das ist David Keyte. Aber anstelle von Spirituosen verwendet er Stoffe, Schnitte und Materialien. Robust, aber danach glatt. Ich hatte das Vergnügen, ihm ein paar Fragen über die Marke und natürlich über ihn selbst zu stellen.
Caiza: David, es gibt kaum etwas Faszinierenderes, als mit jemandem zu sprechen, der von seiner Leidenschaft gelebt hat. Aber bevor du tatsächlich angefangen hast, selbst zu kreieren, muss es einen Zeitpunkt gegeben haben, an dem dein Interesse für Kleidung geweckt wurde. Wann war das? Und während deiner Kindheit und frühen Jugend in den 70er Jahren in einer Provinzstadt in den britischen Midlands, was waren da die Styles, für die sich die Leute interessierten? Hat Musik eine Rolle gespielt?
David Keyte: Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals NICHT an Kleidung interessiert gewesen zu sein. Ich erinnere mich, dass ich sehr jung war – 5 oder 6 Jahre alt – und dass meine Onkel an einem Samstagabend zu meinem Vater kamen, vor dem Ausgehen. Mein Vater trank nie, aber meine Onkel waren Partygänger, und ich war so fasziniert von ihrer Kleidung (oder vielleicht war es ihr Alkoholkonsum?!?!). Bis in meine Teenagerjahre drehte sich für mich alles um Fussball und Musik, beides verband meine Liebe zur Kleidung. Mode war ein wichtiger Teil der damaligen Kultur/Subkultur: Was man bspw. zum Spiel anziehen sollte oder was man als Sechzehnjähriger, der versucht, älter auszusehen, in Clubs und Pubs tragen sollte. An einem Tag war ich ein Soul Boy und am nächsten ein Punk, für beides verkleidete ich mich.
Caiza: Vor der Gründung von Universal Works hast du bei Paul Smith gearbeitet (ich weiß das Dank des großartigen Blamo Podcasts des großartigen Jeremy Kirkland @blamopodcast / @thekirkland), wo du die erste Workwear-Kollektion der Marke mitentwickelt hast. Ich habe gehört, dass du einer der ersten Angestellten dort warst, als die Zahl der Teammitglieder noch im einstelligen Bereich lag. Paul Smith ist ein weltweit respektierter Name. Später hast du für Maharishi gearbeitet, übrigens die Marke, die mich in den 2000er Jahren wirklich zur Streetwear gebracht hat. Sie sind bekannt für ihre militärisch geprägte Ästhetik und ihre unglaublichen Kreationen mit Camouflage-Prints.
Von Paul Smith und seinen Kleidungsstücken, denen du einen Workwear-Twist verliehen hast, bis hin zu Maharishi, wo die militärische Ästhetik ein wichtiger Teil der Marke ist – Wann hast du dich entschieden, Universal Works zu kreieren? Erzähl uns von diesem bestimmten Moment, falls es ihn gab, oder war es ein Wunsch, den du schon immer hattest? Und was ist es, was du mit Universal Works erreichen willst? Was beeinflusst und inspiriert deine Kollektionen?
DK: Also… das ist alles korrekt, außer dass ich bei Paul Smith nie etwas wirklich designt habe. Ich habe an der Seite von Paul und den Designern gearbeitet, um ihre Ideen lebendig werden zu lassen. Für mich war der Prozess der Beschaffung, Herstellung und Lieferung gut gemachter »Dinge« genauso wichtig: Ich liebte die Arbeit mit Zuschneidern, Nähern und Strickern. Für Paul zu arbeiten war die beste Ausbildung, die ich mir wünschen konnte. Er hatte immer eine so eklektische Mischung von Einflüssen, vom maßgeschneiderten Anzug bis hin zur Freizeitkleidung. Ich habe mich dort wirklich sehr weiterentwickelt.
Die Arbeit in der Produktion bei Maharishi war auch erstaunlich. Ich liebte die Ästhetik, ich liebte die Kleidung: Die Kombination von Military und Streetwear war so originell, dass sie mir immer noch sehr gut gefällt. Als ich Maharishi verließ, arbeitete ich etwa sechs bis sieben Monate lang für eine andere Marke: Ich kuratierte die Entwicklung der Kollektionen, der Kleidungsstücke und des Markenimages, aber zu der Zeit waren sie ein Start-up und konnten es sich nicht leisten, mich zu behalten.
Also zog ich von London zurück nach Nottingham: Wir hatten dort unser Zuhause behalten und waren froh, dass wir keine Hypothek hatten, denn das bedeutete weniger Druck. Das war der Moment, als Freunde mich drängten, mein eigenes Ding zu gründen, das war vor 11 Jahren. Ich hätte ehrlich gesagt nie gedacht, dass ich es schaffen könnte: Mein eigenes Unternehmen. Aber sobald ich einen Plan gemacht hatte, wusste ich, dass es das war, was ich schon immer tun wollte, es war an der Zeit. Ich hatte keine Investoren und wirklich kein Kapital, nur meine Erfahrung, meine Leidenschaft und viele Freunde in der Branche, die mir geholfen haben, wofür ich dankbar bin.
Caiza: Ihr habt einige großartige Kollabos gemacht: Die »Unknown Pleasures« Jacke (in Zusammenarbeit mit Goodhood) mit einem Kunstwerk von Peter Saville ist eines der stärksten Teile, die ich in diesem Jahr gesehen habe. Im Verlgeich zu den unzähligen anderen Marken und Fashion Stores, die das Cover-Design des bahnbrechenden Albums von Joy Division aus dem Jahr 1979 verwendet haben, fühlt sich deines so authentisch an. Was hat dir dieses Album bedeutet? Und welche Musik inspirierte dich sonst noch auf deinem Weg von einem Jungen mit grünen Cordshorts in den Midlands zu dem, der du heute bist?
DK: Ehrlich gesagt ging es mir bei »Unknown Pleasures« darum, in Selbstmitleid zu schwelgen. Ich hatte mich gerade erst (wieder) von einer Freundin getrennt, und dieses Album war perfekt für einen ängstlichen jungen Mann, der die Qualen des Erwachsenwerdens auf sich nimmt (und nicht zu vergessen, es war total cool und voll im Trend). Ich mochte auch immer das ganze Peter Saville-Artwork. Es war wirklich eine persönliche Freude für mich, diese Jacken zu machen.
Andere Musik, die ich damals hörte, war die von The Clash, The Specials und Dexys. Sie musste einfach nur laut und schnell sein, aber tanzbar. Sie war perfekt für die damalige Zeit (und für jetzt). Ich war auch immer ein großer Funk- und Soul-Fan. Die Musik, zu der ich in den Clubs tanzte, war New Yorker Disco, Brit Funk, Jazz inspirierter Soul, die Art von Musik, die Gilles Peterson jetzt im Radio spielen würde.
Caiza: Zwei weitere Kollabos, die mir wirklich gefallen haben, sind die G.H.Bass Loafer und die Kollektion mit Birkenstock. Heutzutage scheinen ein großes Logo und ein teurer Turnschuh die Must Haves zu sein, um Teil des 2020-Mode-Kosmos Instagram zu sein. Das scheint die breite Masse zu wollen. Warum hast du dich für solch zeitlose, aber dennoch »exotische« Produkte entschieden?
DK: Ich denke, für mich geht es bei einer Zusammenarbeit darum, an einem Produkt zu arbeiten, das ich tatsächlich mag und tragen möchte. Wir versuchen, nur Projekte zu machen, an die wir glauben. Als nächstes würde ich gerne einen Sneaker machen (das haben wir in der Vergangenheit auch schon gemacht), falls und wenn die richtigen Projekte mitziehen.
Der G.H. Bass Weejun Loafer war für mich ein No-Brainer, weil ich den klassischen Loafer liebe (und sie fragten mich).
Seit ich meine Frau kennen gelernt habe, sind Birkenstocks für mich unverzichtbare Footwear Klassiker. Sie hat sie immer geliebt, auch wenn damals vermeintlich nur Hippies und seltsame Klimawandel-Freaks sie trugen. Jetzt sind wir natürlich alle seltsame Klimawandel-Freaks, und das zu Recht. Spaß beiseite, Birkenstock mag für viele geschmacklich speziell wirken, aber für mich war es immer ein wichtiger Schuh, ich trage jetzt einen! Ich bin so froh, dass wir meine beiden Lieblingsmodelle gemacht haben, und ich hoffe, dass ich bald noch mehr davon machen kann. Wir hatten auch viel Spaß beim Dreh des Tanzfilms für die Kampagne, er zeigt, was man mit einem Paar Birkenstock-Sandalen alles machen kann:
Caiza: Nichts macht mehr Freude, als für seine Arbeit belohnt zu werden. Bitte sag mir: Wie fühlst du dich, wenn du jemanden siehst, der ein Universal Works Teil trägt?
DK: Ich fühle mich zutiefst geehrt und freue mich sehr. Es macht mich wirklich jedes Mal, wenn ich jemanden in einem Universal Works Kleidungsstück sehe, so glücklich, dass ich nie aufhören möchte, davon begeistert zu sein. Ich weiß, dass es nur Kleidung ist, die nicht lebensnotwendig oder wichtig ist, besonders in Zeiten wie diesen in der Welt. Aber wir alle müssen Kleidung tragen, und ich bin stolz darauf, gut sitzende, cool aussehende Dinge herzustellen. Die Leute scheinen sie tragen zu wollen, und es ist so ein tolles Gefühl.
Caiza: David, es war mir ein Vergnügen, mit dir zu sprechen. Vielen Dank dafür!
Universal Works wird man so leicht nicht vergessen, denn in der heutigen Zeit ist eine dermaßen authentische Marke, die von einem so leidenschaftlichen Mann wie David Keyte geführt wird, aus keinem Gespräch über Mode und die wenigen Marken und Designs, die über jeden Trend erhaben sind, wegzudenken. Eine Auswahl aus der Universal Works Spring/Summer Kollektion gibt es ab sofort im HHV Store und im HHV Webshop:
https://www.hhv.de/shop/de/universal-works
Universal Works x Sebago
HHV hat außerdem das Glück, den Auftakt von Universal Works direkt mit einer wunderschönen Kollabo zu starten: In Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Bootsschuh-Spezialisten Sebago hat Universal Works eine Kollektion, bestehend aus dem klassischen Dockside-Bootsschuh Portland und Canvas-Modellen wie dem John, kreiert, die ihr euch definitiv anschauen solltet:
https://www.hhv.de/shop/de/universal-works-x-sebago
Oh, und bitte folgt meinem Freund Dennis (@soul_azzazzin) auf instagram. Seine Beiträge verdienen Likes.
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